Emotionen spielen bei der Geldanlage eine große Rolle. Investoren sollten sich ihrer bewusst sein, um rationale Entscheidungen zu treffen. Für viele Anleger gibt es Aktien, die über Jahre hinweg einen besonderen Platz im Portfolio eingenommen haben. Oftmals ist es die erste Aktie, die jemals erworben wurde, oder ein Titel, der durch stabile Erträge und kontinuierliches Wachstum Vertrauen aufgebaut hat. Im Laufe der Zeit entwickeln sich nicht selten emotionale Bindungen zu diesen Investments, die über rein rationale Entscheidungen hinausgehen.
Gerade bei langfristigen Anlagen kann diese emotionale Komponente problematisch werden. Während emotionale Bindungen in anderen Bereichen des Lebens durchaus ihre Berechtigung haben, können sie im Bereich der Finanzmärkte zu unklugen Entscheidungen führen. Es ist daher von großer Bedeutung, dass sich Investoren bei der Verwaltung ihres Portfolios nicht von Gefühlen, sondern von fundierten Analysen und klaren Anlagestrategien leiten lassen.
Verklärung durch Emotionen
Wenn eine Aktie über Jahre hinweg konstante Erträge geliefert hat, ist die Versuchung groß, an ihr festzuhalten – selbst wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verändert haben. Oftmals hören wir von Anlegern Aussagen wie: „Diese Aktie hat mir schon so viel gebracht, die werde ich nie verkaufen.“ Doch der Kapitalmarkt ist volatil, und was gestern eine lohnenswerte Investition war, kann morgen bereits an Attraktivität verloren haben.
Emotionale Verklärung kann verhindern, dass notwendige Anpassungen vorgenommen werden. Statt das Portfolio an neue Marktbedingungen anzupassen oder unterperformende Positionen zu veräußern, neigen Investoren dazu, sich an vergangenen Erfolgen zu orientieren. Dies kann die Rendite auf lange Sicht erheblich schmälern.
Rationale Entscheidungen statt Emotionen
Ein erfolgreiches langfristiges Investment erfordert ständige Überprüfung und gegebenenfalls Anpassung. Hierbei sollten objektive Kriterien den Ausschlag geben: Wie steht es um die fundamentalen Daten des Unternehmens? Wie entwickelt sich die Branche? Welche Risiken zeichnen sich ab? Emotionen sollten hierbei keine Rolle spielen. Stattdessen ist es ratsam, regelmäßig eine unvoreingenommene Analyse des eigenen Portfolios vorzunehmen und gegebenenfalls auch Abschied von liebgewonnenen Aktien zu nehmen, wenn die rationale Prüfung dies erfordert.
Ein wichtiger Aspekt dabei ist das Festhalten an der eigenen Investmentstrategie. Eine gut durchdachte Strategie, die auf langfristigem Wachstum basiert und durch regelmäßige Anpassungen auf dem neuesten Stand bleibt, schützt vor emotionalen Entscheidungen. Die Grundlage sollte immer eine fundierte Analyse und nicht die persönliche Beziehung zu einer Aktie sein.
Die Balance zwischen Geduld und Flexibilität
Langfristiges Investieren erfordert zweifelsohne Geduld, doch es ist ein schmaler Grat zwischen Geduld und Sturheit. Während Geduld in Zeiten von Marktschwankungen und kurzfristigen Verlusten notwendig ist, kann Sturheit dazu führen, dass Investoren Chancen verpassen oder unnötige Risiken eingehen. Flexibilität ist daher ebenso wichtig wie Geduld.
Ein kluger Investor erkennt, wann es Zeit ist, ein Investment loszulassen, auch wenn es in der Vergangenheit von Erfolg gekrönt war. Dies erfordert Disziplin und die Bereitschaft, sich von Emotionen zu lösen, um rationale Entscheidungen zu treffen.
Klare Köpfe gewinnen
Investieren ist nicht nur eine Frage der richtigen Strategie, sondern auch der richtigen mentalen Einstellung. Emotionale Bindungen an einzelne Aktien können zu Fehlentscheidungen führen und die langfristige Performance eines Portfolios beeinträchtigen. Um erfolgreich zu investieren, sollten Anleger stets einen klaren Kopf bewahren, rationale Analysen vornehmen und bereit sein, sich von Investments zu trennen, wenn die Rahmenbedingungen dies erfordern.
Für emotionale Anleger wird oft empfohlen, eine regelgeleitete Anlagestrategie wie das CAN-SLIM-System zu nutzen, um objektive Entscheidungen zu treffen und impulsive Handlungen zu vermeiden. Alternativ bietet auch die Value-Investing-Methode nach Warren Buffett einen rationalen Ansatz, der sich auf den inneren Wert eines Unternehmens konzentriert, anstatt sich von kurzfristigen Marktschwankungen oder Emotionen leiten zu lassen. Ein weiteres regelbasiertes System ist Kitzmanns GROWTH-Investing, das gewissermaßen die zentralen Elemente von CAN SLIM und Value Investing mit einer Wachstumsstrategie verbindet.
Das Ziel eines jeden Investors sollte es sein, langfristig ein stabiles und wachsendes Portfolio aufzubauen. Dafür braucht es Weitblick, Disziplin und die Fähigkeit, Emotionen außen vor zu lassen.
Lesetipp
Merve Demir: Behavioral Finance als Erfolgsfaktor in der privaten Vermögensbildung. GRIN Verlag, 2021, ISBN 9783963561313.