An den Börsen gibt es immer wieder Phasen, in denen bestimmte Aktien in den Himmel gelobt werden. Anleger stürzen sich auf diese Wertpapiere, getrieben von der Hoffnung auf schnelle Gewinne. Doch nicht selten endet dieser Hype in einer Katastrophe. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf einige der bekanntesten Hype-Aktien, die gescheitert sind, und was Anleger daraus lernen können.
Die Deutsche Telekom – Albtraum „Volksaktie“
Eine der ersten Hype-Aktien im deutschsprachigen Raum ist sicherlich die Aktie der Telekom. In den späten 1990er Jahren war die Deutsche Telekom das Vorzeigeunternehmen der deutschen Wirtschaft. Mit der Einführung der T-Aktie 1996 wollte die Bundesregierung die Börse populär machen und zugleich den Telekommunikationssektor privatisieren. Die Aktie wurde als „Volksaktie“ vermarktet, und Millionen Deutsche investierten.
Anfangs sah alles rosig aus, doch schon bald folgte der Absturz. Die Aktie, die bei ihrer Erstnotiz 28,50 DM (umgerechnet etwa 14,57 Euro) kostete, erreichte ihren Höchststand von über 100 Euro im Jahr 2000. Doch dann platzte die Dotcom-Blase, und die Telekom-Aktie stürzte ab. Viele Kleinanleger verloren erhebliche Summen, und die Aktie hat sich bis heute nicht vollständig erholt.
Lektion: Der Hype um eine Aktie sollte stets mit einem gesunden Maß an Skepsis betrachtet werden. Auch solide Unternehmen können überbewertet sein, und der Einstieg zum falschen Zeitpunkt kann zu erheblichen Verlusten führen. Diversifikation und eine langfristige Perspektive sind entscheidend.
Wirecard – Vom Hoffnungsträger zum Skandal
Wirecard galt lange als Vorzeigetechnologieunternehmen und zog weltweit Investoren an. Das deutsche Fintech-Unternehmen, das sich auf Zahlungsabwicklungen spezialisiert hatte, erlebte einen rasanten Aufstieg. Im Jahr 2018 stieg Wirecard sogar in den DAX auf und verdrängte die Commerzbank aus dem deutschen Leitindex. Unter Anlegern aller Erfahrungsstufen galt sie lange Zeit als sicherer Tipp.
Doch 2020 folgte der Absturz: Wirecard musste eingestehen, dass 1,9 Milliarden Euro auf ihren Konten nicht existierten. Das Unternehmen war in einen der größten Bilanzskandale der deutschen Wirtschaftsgeschichte verwickelt. Der Aktienkurs brach ein, und das Unternehmen meldete Insolvenz an.
Lektion: Auch hochgelobte Unternehmen können Risiken bergen, die auf den ersten Blick nicht erkennbar sind. Eine sorgfältige Due-Diligence-Prüfung und Skepsis gegenüber zu gut erscheinenden Geschichten sind notwendig. Anleger sollten nicht blind dem Marktvertrauen folgen.
Nokia – Vom Weltmarktführer zum Verlierer
In den 1990er und frühen 2000er Jahren war Nokia das dominierende Unternehmen im Mobilfunksektor. Die Aktie des finnischen Unternehmens schien unaufhaltsam zu steigen, und viele Anleger glaubten, dass Nokia seine Führungsposition halten würde. Doch mit dem Aufstieg von Apple und Google und deren Betriebssystemen iOS und Android verlor Nokia schnell an Boden.
Nokia verpasste den Trend hin zu Smartphones und musste letztlich seine Mobilfunksparte an Microsoft verkaufen. Die Aktie stürzte ab, und viele Anleger erlitten große Verluste.
Lektion: Der technologische Wandel kann auch die größten Marktführer zu Fall bringen. Innovationen und Trends frühzeitig zu erkennen, ist entscheidend. Anleger sollten darauf achten, ob Unternehmen flexibel genug sind, sich neuen Herausforderungen anzupassen.
Enron – Der Fall eines Energie-Giganten
Enron war einst das siebtgrößte Unternehmen in den USA und galt als Innovationsführer im Energiesektor. Die Aktie war bei Anlegern äußerst beliebt, da das Unternehmen beeindruckende Wachstumszahlen vorweisen konnte. Doch hinter den Kulissen betrieb Enron massive Bilanzfälschung und nutzte komplexe Finanzstrukturen, um seine tatsächliche finanzielle Lage zu verschleiern.
Im Jahr 2001 brach das Kartenhaus zusammen, und Enron meldete Insolvenz an. Die Aktie, die einst bei über 90 US-Dollar gehandelt wurde, war plötzlich wertlos. Der Enron-Skandal führte zu einer verstärkten Regulierung des Finanzmarktes und zu neuen Gesetzen wie dem Sarbanes-Oxley Act.
Lektion: Selbst die scheinbar erfolgreichsten Unternehmen können Täuschung und Betrug betreiben. Anleger sollten die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens genau prüfen und sich nicht ausschließlich auf steigende Aktienkurse verlassen.
Was wir aus dem Absturz dieser Hype-Aktien lernen
Die Geschichte zeigt, dass Hype-Aktien oft mit erheblichen Risiken verbunden sind. Egal, wie vielversprechend ein Unternehmen erscheint, Anleger sollten immer eine gründliche Recherche betreiben und sich der Risiken und der eigenen Risikotoleranz bewusst sein. Diversifikation ist ein wesentlicher Schutz gegen den Totalverlust. Außerdem sollten Anleger niemals mehr investieren, als sie bereit sind, zu verlieren.
Letztlich zählt nicht der schnelle Gewinn, sondern eine langfristige, nachhaltige Strategie. Um es mit den Worten von Paul Samuelson zu sagen: „Investieren sollte eher so sein, als würde man dabei zusehen, wie Farbe trocknet oder Gras wächst. Wenn Sie Spannung suchen, nehmen Sie 800 Dollar und gehen Sie nach Las Vegas.“
Infos zu den genannten Hype-Aktien
- 10 000 Tage Volksaktie – Über Aufstieg und Fall der Telekom-Akzei (sueddeutsche.de)
- Der Wirecard-Skandal: Hintergründe und Folgen einfach erklärt (americanexpress.com)
- Nokia – Aufstieg und Fall eines Mobilfunkherstellers (ftd.de)
- Lange vor Wirecard: Enrons gigantischer Bilanzbetrug (capital.de)