Louis Bachelier (voller Name: Louis Jean-Baptiste Alphonse Bachelier; geboren am 11. März 1870 in Le Havre; gestorben am 28. April 1946 in Saint-Servan) war ein französischer Mathematiker, dessen wegweisende Arbeit auf dem Gebiet der Finanzmathematik und der Wahrscheinlichkeitstheorie einen grundlegenden Einfluss auf die modern Finanzmarkttheorie hatte. Er ist besonders bekannt für seine Dissertation „Théorie de la Spéculation“ aus dem Jahr 1900, die erstmals den stochastischen Charakter der Finanzmärkte mathematisch analysierte. Auf seine Vorarbeiten geht eine der wichtigsten Erfindungen der modernen Finanzwelt zurück: die börsengehandelten Indexfonds (ETFs).
Leben und Karriere
Louis Bachelier wurde in der französischen Stadt Le Havre geboren und zeigte früh großes Interesse an Mathematik und Physik. Er studierte an der École Normale Supérieure in Paris und erlangte später seinen Doktortitel in Mathematik an der Sorbonne. Angeleitet von Henri Poincaré und Jacques Hadamard begann Bachelier, sich mit der Anwendung der Wahrscheinlichkeitstheorie auf die Finanzmärkte zu beschäftigen.
Seine Dissertation „Théorie de la Spéculation“ war bahnbrechend in ihrer Analyse der Schwankungen von Aktienkursen und anderen Finanzinstrumenten. Bachelier entwickelte darin ein Modell für den Aktienkurs, das auf einem stochastischen Prozess basierte, der heute als geometrische Brownsche Bewegung bekannt ist. Zunächst erregte seine Arbeit wenig Aufmerksamkeit. Später wurde sie von den Begründern der modernen Finanztheorie, darunter Eugene Fama und Paul Samuelson, wiederentdeckt.
Nach seiner Promotion arbeitete Bachelier zunächst als Mathematiklehrer. Danach fand er Anstellungen im Versicherungswesen und in der Finanzbranche. Er setzte seine Forschung auf dem Gebiet der Wahrscheinlichkeitstheorie fort und veröffentlichte weitere Arbeiten über Zufallsbewegungen und statistische Methoden.
Wie Louis Bachelier die Grundlage für ETFs schuf
Bacheliers Analyse der Schwankungen von Aktienkursen und anderen Finanzinstrumenten, die er in seiner Dissertation „Théorie de la Spéculation“ präsentierte, führte zur Entwicklung des Konzepts der geometrischen Brownschen Bewegung. Diese stochastische Bewegung beschreibt, dass die Preise auf Finanzmärkten einem zufälligen, kontinuierlichen Prozess unterliegen. Bachelier war somit einer der ersten, die den stochastischen Charakter der Finanzmärkte mathematisch analysierten.
Die Erkenntnisse, die Louis Bachelier gewann, bildeten die Grundlage für weitere Arbeiten und Modelle auf dem Gebiet der Finanzmathematik, die später zur Entwicklung von Finanzinstrumenten wie Optionen, Futures und anderen Derivaten führten. Diese Finanzinstrumente bildeten wiederum die Basis für die Konzeption von ETFs.
ETFs sind Investmentfonds, die an Börsen gehandelt werden. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie einen Index, einen Rohstoff oder einen Korb von Vermögenswerten nachbilden. Sie wurden erstmals in den 1990er Jahren populär und bieten Anlegern eine kostengünstige Möglichkeit, breit diversifizierte Portfolios aufzubauen, indem sie die Performance eines bestimmten Index oder einer Anlageklasse nachbilden.
Die Entwicklung von ETFs wurde durch die Fortschritte in der Finanzmathematik und der Portfoliotheorie ermöglicht, zu denen Louis Bachelier einen wesentlichen Beitrag leistete. Durch die Anwendung von Bacheliers Erkenntnissen und weiteren Entwicklungen in der Finanztheorie konnten Finanzingenieure und Investoren effiziente Strategien für die Portfoliokonstruktion entwickeln, die schließlich zur Schaffung und Verbreitung von ETFs führten.
Insgesamt kann man sagen, dass die Vorarbeit, die Louis Bachelier auf dem Gebiet der Finanzmathematik und der Wahrscheinlichkeitstheorie leistete, den intellektuellen Rahmen schuf, der es ermöglichte, innovative Finanzprodukte wie ETFs zu entwickeln, die Anlegern neue Möglichkeiten zur Diversifikation und zum Vermögensaufbau bieten.
Louis Bachelier: späte Anerkennung
Zu Lebzeiten blieb Louis Bachelier die Anerkennung verwehrt, die ihm später zuteilwurde. Heute gilt er jedoch als einer der Pioniere der Finanzmathematik. Seine Arbeit legte den Grundstein für viele der modernen Modelle und Methoden, die in der Finanzwelt verwendet werden. Sein Einfluss erstreckt sich über Bereiche wie Optionspreisbildung, Portfolio-Management und Risikomanagement. Louis Bachelier verstarb am 28. April 1946 in Saint-Servan, Frankreich. Er hinterließ ein bedeutendes Erbe in der mathematischen Analyse der Finanzmärkte.
Externe Links
Dennis Kremer: Wie ein vergessener Mathematiker die Grundlage für ETFs schuf. In: faz.net. 6. August 2023 (Paywall)