Jacob Marschak (geb. 23. Juli 1898 in Kiew; gest. 27. Juli 1977 in Los Angeles) war ein einflussreicher Ökonom und Sozialwissenschaftler, der bedeutende Beiträge in den Bereichen Entscheidungstheorie, Ökonometrie und Kommunikationstheorie leistete. Seine Arbeiten hatten einen tiefgreifenden Einfluss auf die Entwicklung der modernen Wirtschaftswissenschaften. Marschak war bekannt für seine Fähigkeit, mathematische Methoden auf wirtschaftliche Probleme anzuwenden, und gilt als einer der Pioniere der quantitativen Wirtschaftsforschung.
Frühes Leben und Bildung
Geboren in Kiew in eine jüdische Familie, erlebte Jacob Marschak politische Umbrüche und soziale Unruhen während seiner Jugend. Er begann sein Studium an der Universität Kiew, musste aber aufgrund der politischen Situation fliehen. Er kam nach Deutschland, wo er in Heidelberg und Berlin studierte. 1922 promovierte er an der Universität Heidelberg in Wirtschaftswissenschaften. Seine frühen akademischen Interessen umfassten sowohl die theoretische Ökonomie als auch die praktischen Aspekte der Sozialpolitik.
Karriere
Nach seiner Promotion arbeitete Marschak zunächst in Deutschland, wo er sich mit der sozialistischen Bewegung und der Arbeiterbildung beschäftigte. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 emigrierte er nach Großbritannien und später in die Vereinigten Staaten, wo er seine akademische Karriere fortsetzte.
In den USA wurde Marschak zu einer zentralen Figur in der Entwicklung der Ökonometrie und der Entscheidungstheorie. Er lehrte an mehreren Universitäten, darunter die New School for Social Research, die University of Chicago und schließlich die University of California, Los Angeles (UCLA). Während seiner Zeit in Chicago war er auch Direktor des Cowles Commission for Research in Economics, einer Institution, die entscheidend zur formalen und mathematischen Fundierung der Wirtschaftswissenschaften beitrug.
Wissenschaftliche Beiträge
Marschaks wissenschaftliche Beiträge sind vielfältig und tiefgreifend. Er war maßgeblich an der Entwicklung der Theorie der Teamentscheidungen beteiligt, die untersucht, wie Entscheidungen in Organisationen unter Unsicherheit optimal getroffen werden können. Seine Arbeiten zur Nachfrage nach Geld und seine Untersuchungen über die Wirtschaftlichkeit von Informationsstrukturen sind bis heute relevant. Marschak war auch ein Pionier in der Anwendung der Spieltheorie auf wirtschaftliche Probleme, insbesondere im Kontext von Verhandlungen und Marktkonkurrenz.
Späte Jahre und Vermächtnis
Bis zu seinem Tod im Jahr 1977 blieb Marschak aktiv in der akademischen Gemeinschaft. Sein umfangreiches Werk umfasst zahlreiche Publikationen in führenden wissenschaftlichen Zeitschriften. Marschaks Einfluss auf die Wirtschaftswissenschaften ist nachhaltig; er hat Generationen von Ökonomen geprägt und inspiriert. Seine Fähigkeit, komplexe theoretische Konzepte mit realweltlichen wirtschaftlichen Problemen zu verbinden, machte ihn zu einem der herausragenden Denker seiner Zeit.
Marschak hinterließ ein Vermächtnis, das in der Wirtschaftswissenschaft weiterhin hoch geschätzt wird. Seine interdisziplinären Ansätze und seine Betonung der Bedeutung mathematischer Modelle in den Sozialwissenschaften haben die Art und Weise, wie Ökonomen über Entscheidungsfindung, Risiko und Information denken, nachhaltig geprägt. Die Jacob Marschak Lecture, eine von der Econometric Society organisierte Veranstaltung, ehrt sein Andenken und seinen Beitrag zur Ökonomie.
Externe Links
Biographie auf der Wesite der Yale-University (englisch)