Harry Markowitz (24. August 1927 – 22. Juni 2023) war ein US-amerikanischer Ökonom, der vor allem für seine bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der Kapitalmarkttheorie und insbesondere für die Entwicklung der Modernen Portfoliotheorie (MPT) bekannt ist. Für seine Arbeit in diesem Bereich erhielt er 1990 gemeinsam mit Merton Miller und William F. Sharpe den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Die Theorien von Harry Markowitz haben die Art und Weise, wie Investitionen verwaltet werden, grundlegend verändert und bilden die Grundlage für die heutige Vermögensverwaltung und Finanzmarktanalyse.
Frühes Leben und Bildung
Harry Max Markowitz wurde in Chicago (Illinois) geboren. Er studierte an der University of Chicago, wo er einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaft erwarb. Anschließend setzte er sein Studium an der gleichen Universität fort und erhielt 1955 einen Ph.D. in Wirtschaftswissenschaften. Während des Studiums kam Harry Markowitz mit renommierten Ökonomen wie den Nobeltreisträgern Milton Friedman und Tjalling Koopmans sowie mit Jacob Marschak und Leonard Savage in Kontakt. Seine Doktorarbeit, die den Titel „Portfolio Selection“ trägt, legte den Grundstein für seine zukünftigen Forschungen und die Entwicklung der Modernen Portfoliotheorie.
Moderne Portfoliotheorie
Die Moderne Portfoliotheorie, die Harry Markowitz in seiner Doktorarbeit vorstellte, revolutionierte das Verständnis und Management von Investitionsportfolios. Vor Markowitz basierte die Auswahl von Wertpapieren hauptsächlich auf der Analyse einzelner Investitionen und deren erwarteter Rendite.
Harry Markowitz führte das Konzept des Risikos in die Portfolio-Auswahl ein und zeigte, wie Investoren durch Diversifikation das Risiko ihrer Portfolios minimieren können, ohne die erwartete Rendite zu opfern. Er argumentierte, dass es nicht ausreicht, nur die Rendite einzelner Anlagen zu betrachten; Investoren sollten auch die Korrelation zwischen den Renditen verschiedener Anlagen berücksichtigen. Harry Markowitz legte dar, wie Portfolios zusammengestellt werden können, um das Verhältnis von Risiko zu Rendite zu optimieren – ein Konzept, das als „effiziente Grenze“ bekannt ist.
Die Karriere von Harry Markowitz
Nachdem er seinen Doktortitel erworben hatte, arbeitete Harry Markowitz in verschiedenen akademischen und industriellen Positionen. Er lehrte an mehreren Universitäten, darunter die University of California in Los Angeles (UCLA) und die Baruch College of the City University of New York. Zudem war er in der Forschungsabteilung von RAND Corporation tätig und arbeitete in der Finanzindustrie, unter anderem bei IBM und der Investmentfirma Research Affiliates.
Auszeichnungen und Ehrungen
Für seine Arbeit in der Finanzwirtschaft wurde Harry Markowitz vielfach ausgezeichnet. Der Höhepunkt seiner Karriere war die Verleihung des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften im Jahr 1990. Er ist auch Mitglied mehrerer akademischer Gesellschaften, darunter die American Academy of Arts and Sciences.
Vermächtnis
Der Beitrag, den Harry Markowitz zur Finanzwissenschaft geleistet hat, insbesondere durch die Moderne Portfoliotheorie, hat einen unauslöschlichen Einfluss auf die Finanzwelt hinterlassen. Seine Theorien sind nicht nur in der akademischen Welt von Bedeutung, sondern auch für praktizierende Finanzberater, Vermögensverwalter und individuelle Investoren weltweit. Die Prinzipien der Diversifikation und der effizienten Grenze sind zentrale Konzepte in der heutigen Investitionspraxis und bilden das Fundament für die strategische Asset-Allokation und das Risikomanagement.
Schriften von Harry Markowitz
Harry Markowitz hinterließ eine Reihe von Schriften, die sich tiefgehend mit der Theorie der Portfolioauswahl, dem Risikomanagement und der Optimierung von Investmentstrategien beschäftigen. Hier eine Auswahl:
- 2009: Harry Markowitz: Selected Works. In: World Scientific-Nobel Laureate Series. Band 1. Hackensack, New Jersey, S. 716. ISBN 978-981-283-364-8.
- 2005: Market Efficiency: A Theoretical Distinction and So What? In: Financial Analysts Journal. 61 (5): S. 17–30. DOI: 10.2469/faj.v61.n5.2752.
- 2003: Mit E. van Dijk: Single-Period Mean-Variance Analysis in a Changing World. In: Financial Analysts Journal. 59 (2): 30–44. DOI: 10.2469/faj.v59.n2.2512.
- 1979: Mit Jack Belzer, Albert G. Holzman und Allen Kent: SIMSCRIPT. In: Encyclopedia of Computer Science and Technology. Band 13. New York and Basel: Marcel Dekker. S 516. ISBN 978-0-8247-2263-0.
- 1959: Portfolio Selection: Efficient Diversification of Investments. John Wiley & Sons. Neu aufgelegt von Yale University Press, 1970, ISBN 978-0-300-01372-6 und von Basil Blackwell, 1991, ISBN 978-1-55786-108-5.
- 1957: The Elimination Form of the Inverse and Its Application to Linear Programming. In: Management Science. 3 (3): S. 255–269. DOI: 10.1287/mnsc.3.3.255.
- 1952: The Utility of Wealth. In: The Journal of Political Economy. LX (2): S. 151–158. DOI: 10.1086/257177.
- 1952: Portfolio Selection. In: The Journal of Finance. 7 (1): S. 77–91. DOI: 10.2307/2975974.