Das Carhart-Vierfaktorenmodell (engl.: Carhart four-factor model) ist eine Weiterentwicklung des bekannten Capital Asset Pricing Models (CAPM) und wurde von Mark Carhart im Jahr 1997 vorgestellt.
Was ist das Carhart-Vierfaktorenmodell?
Das Carhart-Vierfaktorenmodell erweitert das CAPM, indem es zusätzlich zu den Faktoren Marktrendite und Beta drei weitere Faktoren einbezieht:
- Größe (gemessen am Börsenwert),
- Wert (Preis-Buchwert-Verhältnis) und
- Momentum (Kursentwicklung in der Vergangenheit).
Diese Faktoren sollen erklären, warum bestimmte Aktienrenditen über längere Zeiträume hinweg von den theoretischen Renditen des CAPM abweichen können. Das Carhart-Vierfaktorenmodell wird oft verwendet, um die Performance von Investmentportfolios zu analysieren und zu bewerten.
Praktische Anwendung
Nehmen wir an, ein Anleger möchte zwischen zwei Aktien wählen: Aktie A und Aktie B. Gemäß dem CAPM betrachtet er nur die Marktrendite und das Beta der beiden Aktien. Aktie A hat ein Beta von 1,2, während Aktie B ein Beta von 0,8 hat. Basierend auf dem CAPM könnte der Anleger daher davon ausgehen, dass Aktie A aufgrund ihres höheren Betas ein höheres Risiko aufweist, aber auch eine höhere Renditechance hat.
Jedoch, wenn der Anleger das Carhart-Vierfaktorenmodell anwendet, berücksichtigt er zusätzlich die Faktoren Größe, Wert und Momentum. Angenommen, Aktie A ist eine große etablierte Firma mit einem niedrigen Preis-Buchwert-Verhältnis und einer positiven Kursentwicklung in der Vergangenheit (Momentum). Aktie B hingegen ist eine kleinere Firma mit einem höheren Preis-Buchwert-Verhältnis und einer negativen Kursentwicklung in der Vergangenheit.
Durch die Anwendung des Carhart-Vierfaktorenmodells erkennt der Anleger, dass Aktie A nicht nur aufgrund ihres Beta-Werts, sondern auch aufgrund ihrer Größe, ihres niedrigen Preis-Buchwert-Verhältnisses und ihres positiven Momentums attraktiv sein könnte. Obwohl Aktie B ein niedrigeres Beta aufweist, könnte ihre Kombination aus geringerer Größe, höherem Preis-Buchwert-Verhältnis und negativem Momentum dazu führen, dass sie ein höheres Risiko und eine niedrigere erwartete Rendite hat.
Daher könnte der Anleger basierend auf den zusätzlichen Faktoren des Carhart-Vierfaktorenmodells eine bessere Entscheidung treffen und Aktie A als die vorteilhaftere Wahl identifizieren, obwohl sie ein höheres Beta hat als Aktie B.
Relevanz für Kleinanleger und institutionelle Investoren
Die Relevanz des Carhart-Vierfaktorenmodells für Kleinanleger und institutionelle Investoren liegt in seiner Fähigkeit, eine umfassendere Bewertung von Anlageportfolios und Einzelaktien zu ermöglichen. Indem es über das traditionelle CAPM hinausgeht und zusätzliche Faktoren wie Größe, Wert und Momentum berücksichtigt, bietet das Carhart-Modell eine detailliertere Analyse der Rendite und des Risikos von Wertpapieren.
Für Kleinanleger bedeutet dies, dass sie bei der Auswahl von Aktien oder Investmentfonds nicht nur auf die Marktrendite und das Beta achten müssen, sondern auch auf andere wichtige Faktoren wie die Größe des Unternehmens, das Preis-Buchwert-Verhältnis und die Kursentwicklung in der Vergangenheit. Durch die Berücksichtigung dieser zusätzlichen Faktoren können Kleinanleger potenziell besser informierte Anlageentscheidungen treffen und ihre Renditen optimieren.
Für institutionelle Investoren, wie beispielsweise Investmentfonds, Pensionsfonds oder Hedgefonds, ist das Carhart-Vierfaktorenmodell ebenfalls von großer Bedeutung. Diese Investoren verwalten oft große Portfolios und müssen eine Vielzahl von Anlageentscheidungen treffen. Das Carhart-Modell ermöglicht es ihnen, ihre Portfolios besser zu diversifizieren und Risiken zu managen, indem sie eine umfassendere Analyse der Wertpapierrenditen durchführen. Auf diese Weise können institutionelle Investoren ihre langfristige Performance verbessern und die Bedürfnisse ihrer Anleger besser erfüllen.
Insgesamt bietet das Carhart-Vierfaktorenmodell sowohl Kleinanlegern als auch institutionellen Investoren eine wertvolle Methode zur Verbesserung ihrer Anlageentscheidungen und zur Maximierung ihrer Renditen bei gleichzeitiger Minimierung ihres Risikos.